Nach Aussetzung seiner U-Haft wird der 19-jährige Terrorverdächtige aus Halle engmaschig von der Polizei überwacht.
Er soll einen Anschlag auf die Synagoge in Halle geplant haben. Über seine Aktivitäten im Messenger Telegram und die bei ihm sichergestellte Waffe sind neue Details bekannt.
Über den 19-jährigen Terrorverdächtigen, der einen Anschlag auf die hallesche Synagoge geplant haben soll, sind neue Details ermittelt worden. So soll der Mann, der sich derzeit in Halle auf freiem Fuß befindet, seine Anschlagspläne gleich in mehreren Chatgruppen im Messengerdienst Telegram angekündigt und dort eine beträchtliche Zahl von Personen erreicht haben.
In einer dieser Gruppen soll zudem auch eine Anleitung zum Bau einer Bombe kursiert sein. Das hat das Innenministerium nach MDR-Information Ende Mai unter Ausschluss der Öffentlichkeit dem Innenausschuss des Landtages mitgeteilt.
Ob der 19-Jährige die Bomben-Bau-Anleitung für seine Anschlagspläne nutzen wollte und eventuell sogar heruntergeladen haben könnte, dazu – sowie generell zur Existenz der Anleitung – wollte sich die zuständige Staatsanwaltschaft Halle auf MDR-Nachfrage nicht äußern.
Die Auswertung sichergestellter elektronischer Kommunikationsmittel laufe noch. Und auch die Ermittlungen zu Tatmotiv und Äußerungen in Chatgruppen würden andauern, daher würden die Fragen des MDR nicht kommentiert, so Sprecher Benedikt Bernzen. Laut Staatsanwaltschaft bestreitet der Mann, die Anschlagspläne ernsthaft verfolgt zu haben.
Hinsichtlich des bei dem Verdächtigen sichergestellten Gewehrs sind nach MDR-Informationen im Innenausschuss ebenfalls neue Informationen mitgeteilt worden.
Demnach soll es sich um ein sogenanntes Langgewehr handeln, konkret um eine Waffe, die nach jedem abgegebenen Schuss manuell nachgeladen werden muss. Als Motiv des 19-Jährigen soll außerdem ein klar rechtsextremes und antisemitisches Weltbild beschrieben worden sein.
Die Staatsanwaltschaft wollte auf Nachfrage zur Funktionsweise des sichergestellten Gewehrs keine Angaben machen.
Nachdem der aus Halle stammende Mann im Februar in der Schweiz festgenommen und im April den deutschen Behörden übergeben wurde, hatte das Amtsgericht Halle die Untersuchungshaft gegen eine Kaution ausgesetzt.
Er soll derzeit bei Verwandten nicht weit entfernt von der halleschen Synagoge wohnen. Wie dem Innenausschuss mitgeteilt wurde, wird er 24 Stunden am Tag von der Polizei überwacht. Wie auch die Mitteldeutsche Zeitung am Montag berichtete, sollen vier Zivil-Beamte dafür rund um die Uhr im Einsatz sein.
Nach MDR-Informationen soll sich der Verdächtige zudem einmal täglich in einer Polizeidienststelle melden müssen. Offenbar wird derzeit zusätzlich eine elektronische Fußfessel für den 19-Jährigen geprüft. Die Staatsanwaltschaft Halle wollte das auf Nachfrage allerdings nicht bestätigen.
Die umfassenden Maßnahmen lassen vermuten, dass die Sicherheitsbehörden den Verdächtigen als entsprechend gefährlich einstufen. Warum der Mann dennoch aus der U-Haft entlassen wurde, dazu sind aus Parlaments-Kreisen verschiedene Gründe zu hören.
So etwa, dass er einen festen Wohnsitz in Halle angegeben haben soll, dass er noch als Heranwachsender gilt, dass offenbar keine Verdunklungsgefahr besteht – also alle Beweise gesichert wurden–, eine Kaution hinterlegt wurde, er eine engmaschige Meldeauflage bekommen hat und ihm der Reisepass abgenommen worden sein soll.
Die Staatsanwaltschaft ergänzt auf MDR-Anfrage hierzu, dass der Vollzug eines Haftbefehls – also eine U-Haft – nur bei Fluchtgefahr gerechtfertigt sei. Diese besteht aus Sicht der Behörden offenbar nicht.
Die Synagoge in Halle war bereits 2019 Ziel eines Attentäters geworden. Der Mann hatte versucht, in das jüdische Gotteshaus einzudringen. Nachdem er an der Tür scheiterte, erschoss er eine Passantin und später einen jungen Mann in einem Dönerimbiss.